Seumeverein e.V. Weißenfels

Johann Gottfried Seume

Johann Gottfried Seume

Ein biographischer Abriss


1763

29.01.: Johann Gottfried Seume wird als ältester Sohn einer Bauernfamilie in Poserna (Sachsen) in der Nähe von Lützen geboren.

1770

Verkauf des Grundbesitzes in Poserna. Seumes Vater pachtet den Gasthof "Weißes Roß" mit Landwirtschaft in Knautkleeberg bei Knauthain (heute ein Vorort von Leipzig).

Seume besucht (bis 1777) die Dorfschule in Knauthain.

1771

Die Familie Seume verliert den größten Teil ihres Vermögens.

1773

Schwere Erkrankung von Seumes Vater.

1775

25.07.: Seumes Vater stirbt. Zunehmende Not der Familie (Mutter und fünf Kinder).

1777

Graf Hohenthal beginnt langjährige Unterstützung Seumes.

Ab Ostern Besuch der Stadtschule in Borna (bis Juni 1779).

1779

Ab Ende Juni (bis Sept. 1780) Besuch der Nicolaischule in Leipzig.

Von Juni 1779 bis ca. Oktober 1780 wohnt Seume in der Nicolaischule beim Rektor in Kost.

1780

09.10.: Seume nimmt auf Anordnung von Graf Hohenthal das Studium der Theologie auf. Auslösung einer religiösen Krise durch aufklärerische Lektüre: Wolfenbütteler Fragmente, Lessing, Bayle, Bolingbroke, Shaftesbury. Beginn des Interesses am Theater.

1781

Ende Juni: Flucht aus Leipzig; Seume versucht, nach Paris zu reisen.

Anfang Juli wird er durch hessische Werber in Vach aus ungeklärten Gründen bei Erfurt gefangengenommen oder angeworben, in der Festung Ziegenhayn ausgebildet und mit 1000 weiteren hessischen Soldaten für den Krieg gegen die aufständischen Amerikaner an England "ausgeliehen".

1782

02.05.: Seume schreibt auf der Weser an Graf Hohenthal, entschuldigt und verabschiedet sich.

09. oder 10. Juni: Abfahrt nach Amerika; nach außergewöhnlich langer Überfahrt Ende September Landung in Halifax. (Nach anderen Berichten erfolgte die Landung bereits am 08. August.)

November: Bekanntschaft mit dem hessischen Offizier Freiherrn K.L.A.H. von Münchhausen, der Seume freundschaftlich verbunden bleibt.

1783

August: Rücktransport nach Bremen, ohne in Gefechte verwickelt worden zu sein.

September/Oktober: Flucht aus hessischen Diensten, Gefangennahme durch preußische Werber.

bis 1787

Dienst im preußischen Heer in Emden, wo Seume als Sprachlehrer für Offiziere und Offizierskinder eingesetzt wird. Ein Fluchtversuch scheitert; der Deserteur Seume wird zunächst zum Spießrutenlaufen verurteilt, dann aber begnadigt.

1786

Seumes Postadresse: "Bei Herrn Premierlieutnant Longolius in Emden in Ostfriesland".

1787

Januar: Zweiter Fluchtversuch; Verurteilung zu zwölfmaligem Spießrutenlauf. Erneute Begnadigung. Ein Emdener Bürger stellt eine Kaution und ermöglicht einen Heimaturlaub Seumes, von dem er nicht mehr zurückkommt.

Rückkehr zur Mutter nach Knautkleeberg.

1788

Übersetzung von "Honorie Warren. Aus dem Englischen". Der Roman erscheint bei Göschen in Leipzig.

1789

Erneutes Stipendium bzw. Darlehen vom Grafen Hohenthal zur Wiederaufnahme des Studiums in Leipzig: Jura, Philosophie/Philologie, Geschichte. Freundschaft mit Christian Felix Weiße. Seumes "Schreiben aus America nach Deutschland" (verfaßt wahrscheinlich 1782) erscheint.

1790

Aufnahme der Tätigkeit als Erzieher des livländischen Grafen G. O. A. Igelström (bis 1792).

03.11.: Seume zahlt dem Grafen Hohenthal eine Geldsumme zurück.

1791

"Meine Addreße [...] ist jetzt im Thomasiusischen Hause, am Markt".

Winter: Promotion zum Magister Artium.

1792

28.03.: Habilitation in Leipzig mit der Schrift "Arma veterum cum nostris breviter comparata" (Die Bewaffnung in der Antike und in der heutigen Zeit. Ein kurzer Vergleich). Seume wird Privatdozent.

August: Abreise über Riga und Dorpat nach Pleskow in Rußland, dort Tätigkeit als Sekretär und Adjutant des russischen Generals Igelström.

1793

Ab Januar: Mit Otto Heinrich von Igelström, dem Oberkommandierenden der russischen Besatzungstruppen, in Warschau (bis Ende 1794). Beförderung zum Lieutenant à la suite des Petersburger Grenadierregiments.

Mai-September: Reise von Warschau nach Leipzig. Bekanntschaft mit dem Maler Veit Hanns Schnorr.

September: Rückreise nach Warschau mit G.O.A. lgelström, seinem ehemaligen Zögling.

Mai-September: Reise nach Leipzig. Bekanntschaft mit dem Maler Veit Hanns Schnorr von Carolsfeld. Die Schrift "Über Prüfung und Bestimmung junger Leute zum Militär" entsteht und erscheint im Oktober in Warschau.

1794

Seume liegt im Kartätschenfeuer in Warschau (polnischer Osteraufstand). April bis November in polnischer Gefangenschaft. Entsatz der gefangenen Russen durch Rückeroberung Warschaus durch Marschall Suworow. Seume reist mit Igelström nach Riga und verfasst mit diesem zusammen die Rechtfertigungsschrift Igelströms für die Zarin Katharina II.

1795

Frühjahr oder Sommer: Beurlaubung für ein Jahr, Rückkehr nach Leipzig.

Ende August: Plan einer Italienreise als Begleiter des 19jährigen russischen Majors Muromzow; Abbruch der Reise wegen der unsicheren politischen Lage in Norditalien.

1796

Werke: "Einige Nachrichten über die Vorfälle in Polen im Jahre 1794"; "Obolen. Erstes Bändchen".

Sommer: Bekanntschaft mit Garlieb Merkel. Ausflüge nach Dessau, Wörlitz und Berlin. Seume wird Prinz Louis Ferdinand von Preußen vorgestellt.

Herbst: Begegnung mit Schiller in Jena.

Herbst/Winter 1796/97: Unglückliche Liebe zu Wilhelmine Röder.

1797

Gesuch der Entlassung aus russischen Diensten. Ausschluß aus dem russischen Heer ohne Pensionsberechtigung wegen Abwesenheit. Erteilt Unterricht im Englischen und Französischen.

10.05.: Erste Erwähnung des Plans einer Italienreise in einem Brief an Garlieb Merkel. Im Sommerhalbjahr 1797 bietet Seume im Vorlesungsverzeichnis der Leipziger Universität unter "Philologie I. Profan-Litteratur" an: Der "Panathenaicus des Isokrates".

Werke: "Über das Leben und den Karakter der Kaiserin von Rußland Katharina II." (spätestens Ende August abgeschlossen); "Zwey Briefe über die neuesten Veränderungen in Rußland seit der Thronbesteigung Pauls des Ersten". Die Gedichtsammlung "Rückerinnerungen von Seume und Münchhausen" erscheint zur Ostermesse.

Ab Oktober (bis November 1801) Arbeit als Korrektor, Lektor und Hersteller bei Göschen in Grimma. Hauptaufgabe ist die Betreuung von Klopstocks "Sämtlichen Werken", bes. der "Oden" (2 Bde, 1798) und des "Messias" (4 Bde, 1800). Beginn des Briefwechsels mit Gleim.

1798

Werke: "Obolen. Zweytes Bändchen".

23.04.: Gleim übersendet Seume 100 Thaler.

Juni: Bekanntschaft mit August Wilhelm Iffland.

Sommer: Bekanntschaft mit Karl August Böttiger.

Oktober: erster Besuch bei Gleim in Halberstadt anschließend Reise in den Harz (mit Besteigung des Brockens) und nach Eisleben.

20.11.: Erwähnung des Reiseplans nach Italien unter dem Stichwort "Spaziergang nach Syrakus" in einem Brief an Gleim.

Winter: Arbeit an "Kurzes Pflichten- und Sittenbuch für Landleute", das erst nach Seumes Tod 1811 erscheint.

Dezember: Gewährung eines ehrenvollen Abschieds aus der russischen Armee; Planung der Italienreise.

1799

März: Kontroverse mit Klopstock wegen der von Seume betreuten Ausgabe des "Messias" bei Göschen. Arbeit am unvollendet bleibenden Lehrgedicht "Asträa".

1800

13.01.: Gleim leiht Seume für die Italienreise 200 Thaler. Dieser betreut (bis November 1801) als Lektor und Korrektor Wielands Roman "Aristipp und einige seiner Zeitgenossen".

1801

Die Erstausgabe der "Gedichte" erscheint.

19.11.: Schnorr von Carolsfeld besucht in Begleitung Seumes und Henry Crabb Robinsons Weimar. Dort treffen sie Wieland, Schiller, Herder, Goethe, Böttiger, Kotzebue und die Brüder Gentz.

06. 12.: Abreise aus Grimma zum "Spaziergang nach Syrakus", der Reise nach Italien und Frankreich.

1802

14.07.: Seume sieht Napoleon in Paris. Auf der Rückreise von Italien und Frankreich trifft er Franz Georg von Metternich im Hause von Sophie La Roche in Offenbach und besucht Münchhausen in Schmalkalden.

Ende August: Rückkehr nach Leipzig.

Oktober: Beginn der Arbeit am "Spaziergang nach Syrakus im Jahre 1802".

1803

Januar: Übersendung eines großen Teils des Manuskripts des "Spaziergangs" an den Verleger Hartknoch.

Februar: Abschluß der Niederschrift.

wahrscheinlich Anfang Mai erscheint der „Spaziergang“ als Buch.

14.03.: Tod Klopstocks. Seume lehnt es ab, einen Nachruf zu schreiben.

April: Vorabdruck der Beschreibung der Ätna-Besteigung in der Zeitschrift Eunomia.

Mai: Schwere Erkrankung Seumes.

Juli: Besuch Matthissons bei Seume.

August: Seume lehnt das Angebot ab, Redakteur an Kotzebues Zeitschrift Der Freimüthige zu werden.

September: Plan einer 2. Auflage des "Spaziergangs".

1804

Anfang Januar: Reise nach Berlin.

Ostern: Fußreise ins Riesengebirge und andere kleine Reisen.

Werke: Arbeit an der Übersetzung von Robert Percivals "Beschreibung des Vorgebirges der guten Hoffnung" der (erscheint mit einem Vorwort Seumes 1805). "Zweite, verbesserte und vermehrte Ausgabe" der "Gedichte", außerdem: "Über Bewaffnung".

Unglückliche Liebe zu Johanna Loth.

1805

Zusammenarbeit mit Schiller, Rochlitz und Wieland am Journal für deutsche Frauen (bis 1807).

April-September: Reise durch Polen, Rußland (17.04.: Einfahrt in Riga), Finnland, Schweden und Dänemark. Bekanntschaft mit Klinger, der Seume angeblich anbietet, Hauptmann der russischen Armee oder Professor an der Universität Dorpat zu werden, und mit Zarin Maria Feodorowna.

Herbst: "Spaziergang nach Syrakus im Jahre 1802", zweite verbesserte Auflage.

Dezember: Seume schreibt an Böttiger, es gebe eine "vakante englische Lektorstelle" an der Universität Leipzig, und viele hätten ihm gesagt, er solle sich darum bewerben: "Und wenn sie tausend Gulden gäben, würde ich das nicht thun."

Ende Dezember in einem weiteren Brief an Böttiger: Er würde annehmen, wenn er a) 100 Thaler jährlich und b) den Professorentitel bekäme.

09.05.: Tod Schillers. Seume erhält die Nachricht durch Klinger in Petersburg.

1806

Seumes Beschreibung seiner Reise durch Ost- und Nordeuropa erscheint unter dem Titel "Mein Sommer 1805" und wird in Süddeutschland, Österreich und Rußland wegen des politisch unliebsamen Vorwortes sofort verboten. Arbeit an der Notizen- und Aphorismensammlung "Apokryphen" (bis ca. Anfang Juli 1807).

Oktober: Seume reist zu Fuß von Leipzig über Dresden nach Berlin. Zwei Tage vor der Schlacht von Jena und Auerstädt (14.10.) treffen Seume und Merkel sich dort zum letzten Mal. Rückreise von Berlin über Düben mit der Postkutsche nach Leipzig.

April (bis Anfang Juli 1807): Seume macht Eintragungen in das Manuskriptheft der "Apokryphen".

1807

13.12.: Tod der Mutter Regina Christina Seume.

Winter: Arbeit an einem Buch über Plutarch in lateinischer Sprache.

Wiederbegegnung mit Johanna Devrient (geb. Loth) und Beginn einer platonischen Freundschaft.

1808

Werke: "Miltiades. Ein Trauerspiel in fünf Aufzügen".

Februar: Seume schickt ein kommentiertes Exemplar von Madame de Staëls Roman "Corinna oder Italien" in Friedrich Schlegels Übersetzung an Johanna Devrient.

Ostern: Wanderung nach Dresden.

Ab Juni: Schwere Blasen- und Nierenerkrankung und Gicht. Seume kann nicht mehr als Hauslehrer arbeiten und gerät in finanzielle Schwierigkeiten.

Ab November: Leichte gesundheitliche Besserung.

1809

Bitte an Klinger, vom russischen Zaren eine Offizierspension zu erwirken Klinger kommt dem zunächst nicht nach.

Mai-Herbst: Sommerwohnung in Cannewitz.

Winter: Beginn der Arbeit an der Autobiographie "Mein Leben".

1810

10.01.: Wieland bietet an, Seumes Bitte um eine Pension an die russische Zarin weiterzuleiten. Hartknoch und Cotta leihen Seume Geld für einen Kuraufenthalt in Teplitz.

Mai: kurze Reise nach Poserna und Weimar. Wieder in Leipzig, schreibt Seume sein letztes Werk: "Ausflucht nach Weimar".

Anfang Juni bis 13.06.: Kuraufenthalt in Teplitz.

13.06.: Tod Seumes in Teplitz.

15.06.: Beerdigung Seurnes in Teplitz. Die Mutter der russischen Zarin gewährt Seume eine Pension. "Dritte vermehrte und verbesserte Ausgabe" der "Gedichte" erscheint.

1811

"Dritte sehr vermehrte Ausgabe" des "Spaziergang nach Syrakus im Jahre 1802" erscheint; im Band III Erstdruck eines Teils der "Apokryphen". Polizeiliche Beschlagnahmeaktionen in Sachsen wegen der Feudalismus- und Fürstenkritik in den Seumeschen Aphorismensammlung.

1813

Seumes fragmentarische Autobiographie "Mein Leben" (mit Fortsetzung von Göschen und Clodius) erscheint in leicht verstümmelter Form (aus Gründen politischer Rücksichtnahme) bei Göschen.


- Zurück zum Anfang -

Letzte Aktualisierung: 26.03.2010